Author/Uploaded by Jan Jepsen; Kester Schlenz
Zum Buch So einen exzentrisch exponierten Toten hat der Hamburger Kommissar Thies Knudsen, leitender Ermittler des LKA in Altona, noch nie gesehen: Die hölzerne Kunstfigur »Bojenmann,« die bei Övelgönne im Fluss auf einer Tonne steht, ist über Nacht abgesägt und ausgetauscht worden. Durch eine ähnlich aussehende, besonders makabre Leiche. Knudsen und sein Team, die toug...
Zum Buch So einen exzentrisch exponierten Toten hat der Hamburger Kommissar Thies Knudsen, leitender Ermittler des LKA in Altona, noch nie gesehen: Die hölzerne Kunstfigur »Bojenmann,« die bei Övelgönne im Fluss auf einer Tonne steht, ist über Nacht abgesägt und ausgetauscht worden. Durch eine ähnlich aussehende, besonders makabre Leiche. Knudsen und sein Team, die toughe Dörte Eichhorn und die Forensikerin »Spusi« Diercks, sind ratlos. War hier ein Spinner am Werk? Oder steckt mehr dahinter? Schon bald ist klar: Ein Serientäter sucht Hamburg heim, denn weitere kunstvoll hergerichtete Opfer folgen. Kommissar Knudsen tut schließlich das, was er immer tut, wenn er nicht weiter weiß: er fragt seinen alten Freund Oke La Lotse Andersen um Rat. Der ehemalige Lotse lebt direkt an der Elbe in Övelgönne, unweit vom Tatort, hat Elbwasser im Blut, kennt sich bestens aus im Hafen der Hansestadt, ist außerdem belesen und denkt scharf. Andersen bringt Knudsen und sein Team schließlich auf die richtige Spur. Sie führt zu einem Mann, der seit Jahren verschwunden ist - und einer internationalen Seemannsmission, dem Duckdalben. Hier laufen alle Fäden zusammen. Doch können Sie den Mörder stoppen, Können sie den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt? Zu den Autoren KESTER SCHLENZ , geboren 1958, ist ein echtes Nordlicht. Sternzeichen Fische. Geboren in Kiel, aufgewachsen in Schleswig. Mit 16 Jahren samt Family in Richtung Hamburg gezogen. Dort auch studiert und Journalist geworden. Stationen, unter anderem: Szene Hamburg, Cinema, Brigitte und Stern. In der Stern-Kantine ist auch die Idee zum »Bojenmann« geboren worden. Denn regelmäßig wird Schlenz von seinem Kumpel Jepsen mittags im Verlag besucht. Ansonsten spielte Schlenz in seiner Jugend Schlagzeug, und zwar in einer Band, die in Hamburg-Bergedorf weltbekannt war. Der Name der Gruppe tut hier nichts zur Sache. »Sadoboys« klingt ja nun wirklich gewöhnungsbedürftig. JAN JEPSEN , geboren 1962, wurde in der Nacht der großen Hamburger Sturmflut gezeugt. Er wuchs – größtenteils in Gummistiefeln – in der ehemaligen Lotsensiedlung Övelgönne auf, und zwar »Unten am Hafen, wo die großen Schiffe schlafen«. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben, Reisen und die Fotografie. Sein erster Roman (»Wie die Wilden«) handelt von einer Kindheit an der Elbe und wurde von der Kritik als Hamburger Antwort auf Tom Sawyer und Huckleberry Finn bezeichnet. Bei einer gemeinsamen Reportage in Norwegen lernte er Kester Schlenz kennen. Aus Kennenlernen wurde Freundschaft, aus Freundschaft nun Co-Autorenschaft. Das Motto der beiden: vier Gehirnhälften schreiben (und morden) besser als zwei. Jan Jepsen & Kester Schlenz DER BOJENMANN Kriminalroman Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Deutsche Erstausgabe April 2023 Copyright © der Originalausgabe 2023 by btb Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: semper smile, München Umschlagmotiv: © Trevillion Images/Silas Manhood; © shutterstock/Resul Muslu Satz: Uhl + Massopust, Aalen RK · Herstellung: sc ISBN 978-3-641-26973-9 V002 www.btb-verlag.de www.facebook.com/btbverlag »Wie dauerhaft ist, was für Dich getan wird! Anubis, der Erste des Gotteszeltes, hat befohlen!« Ägyptisches Totenbuch … _ _ _ … Ein kalter Wind rüttelte an den Fensterläden des kleinen denkmalgeschützten Hauses unten in Övelgönne. Oke Andersen saß in seinem Lieblingssessel in der Dunkelheit und sah hinaus auf die Elbe. Ein großes Containerschiff schob sich gerade von rechts in sein Blickfeld. Die Colombo Express von der Reederei Hapag Lloyd auf ihrem Weg in den Hamburger Hafen. Größter und gierigster Leistungsträger der Globalisierung. Beladen mit knapp zehntausend Containern, angetrieben von rund neunzigtausend PS . Dreimal so viel wie die Titanic. Fuhr im Laufe ihres Lebens ca. fünfzehn Mal zum Mond und zurück. Verbrauchte ca. dreihundert Tonnen Schweröl – pro Tag. Einmal volltanken derzeit 5,4 Millionen Euro, wusste Andersen. Natürlich. Schiffe und Philosophie waren seine Leidenschaft. Als Lotse a.D. kannte Oke Andersen die Elbe und all ihre Untiefen wie kein Zweiter. Jetzt, im Ruhestand, hatte der Junggeselle endlich Zeit für seine zweite Leidenschaft, das Lesen. Vor allem die Philosophie hatte es ihm angetan. Den Unsinn des Lebens mit Sinn füllen. Weil Oke Andersen gern Kant, Plato, Schopenhauer und andere Philosophen zitierte, hatten ihm seine Kollegen vor Jahren den Spitznamen La Lotse gegeben. Passte. Er mochte Laotse, den alten, chinesischen Weisen, der stets nach dem rechten Weg und einem tugendhaften Leben suchte. So wie Andersen ein Berufsleben lang Fahrwasser für die Ozeanriesen gesucht hatte. Erst als Kapitän bei der Reederei Horn , später, etwas sesshafter geworden, von Finkenwerder aus die letzten Seemeilen die Elbe hoch – als Hafenlotse. Als derjenige, der die Schlepper von der Brücke aus dirigierte, der dafür sorgte, dass auf den letzten Metern nichts schieflief und die dicken Pötte sicher an der Pier festmachten. Andersen sah mit seinem Fernglas der Colombo Express hinterher. Er wusste: Oben auf der Brücke stand ein revierkundiger Nautiker, Kollege Schömel wahrscheinlich, einer wie er, Mitglied in der Lotsenbrüderschaft. Er schwenkte das Fernglas weiter Richtung Ufer. Sein Blick streifte den »Bojenmann«, eine hölzerne Menschenfigur aus Eiche. Ein frei schwimmendes Kunstwerk, erschaffen vom Bildhauer Stephan Balkenhol, montiert auf einer Boje mit einem steinernen Anker. Zwar außerhalb des Fahrwassers, trotzdem ein unnötiges Hindernis aus seemännischer Sicht. Außerdem fröstelte Andersen immer leicht, wenn er die Gestalt sah, die sieben Monate im Jahr reglos im Wasser auf die andere Seite der Elbe starrte, bevor sie Ende Oktober wieder in ihr Winterquartier kam. Er legte das Fernglas auf das Fensterbrett, knipste die Stehlampe neben seinem Sessel an und griff zu Friedrich Nietzsches Jenseits von Gut und Böse. Nicht wissend, dass das Böse ganz in seiner Nähe war. Unten am Fluss.