Author/Uploaded by Jackson, Holly
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Inhalt Cover Titel Bilder 22:00 Uhr Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 23:00 Uhr Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 0:00 Uhr Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 01:00 Uhr Kapitel 17 Kapitel 18 Kapitel 19 Kapitel 20 Kapitel 21 Kapitel 22 02:00 Uhr Kapitel 23 Kapitel 24 Kapitel 25 Kapitel 26 03:00 Uhr Kapitel 27 Kapitel 28 Kapitel 29 Kapitel 30 04:00 Uhr Kapitel 31 Kapitel 32 Kapitel 33 Kapitel 34 Kapitel 35 05:00 Uhr Kapitel 36 Kapitel 37 Kapitel 38 Kapitel 39 Kapitel 40 06:00 Uhr Polizeifunk-Transkript des Chesterfield County Sheriff's Department, South Carolina NEWSDAY Danksagung Weitere Titel der Autorin Impressum Holly Jackson Übersetzung aus dem Englischen von Cherokee Moon Agnew 22:0 0 Uhr Kapitel 1 Hier und doch nicht. Rot und schwarz. Einen Moment da, dann wieder weg. Ihr Gesicht in der Scheibe verschwand im Scheinwerferlicht entgegenkommender Fahrzeuge, bevor es im Dunkeln wieder auftauchte. Und wieder fort war. Das Fenster behielt ihr Gesicht für sich. Gut, es konnte es ruhig behalten. Wieder da. Das Fenster wollte es also auch nicht. Reds Spiegelbild starrte geradewegs durch sie hindurch, doch das Glas und die Dunkelheit fingen sie nicht richtig ein, verwackelten die Details. Die Grundzüge waren da: das Leuchten ihrer zu blassen Haut und die weit auseinanderstehenden dunkelblauen Augen, die nicht allein ihr gehörten. Ihr seht euch so ähnlich, hörte sie immer wieder – öfter, als ihr lieb war. Also wandte sie den Blick von ihrem Gesicht ab. Ihrer beider Gesicht. Ignorierte es. Aber es war schwieriger, etwas zu ignorieren, wenn man es wirklich versuchte. Red richtete den Blick auf die Autos auf der Fahrspur neben ihnen. Irgendetwas stimmte nicht. Von hier oben, von ihrem Fenster aus, wirkten die Autos zu klein, doch Red kam sich dadurch nicht größer vor. Sie beobachtete eine blaue Limousine, die immer weiter vorrückte, um sie zu überholen, und Red half mit ihren Augen nach, schob sie an. Geschafft, Kumpel. Nun sauste sie vor der neun Meter vierzig langen Blechbüchse den Highway hinab. Was seltsam war, wenn man darüber nachdachte. Dass man einen Highway hinab fuhr, wenn hoch doch schon im Namen steckte. »Red?« Die Stimme von gegenüber unterbrach ihre Gedanken über Lowways und Highways. Maddy sah sie durch das gedimmte Licht im Fahrzeug an, die Haut um ihre sandfarbenen Augen gerötet. Unter dem Tisch trat sie Red gegen das Schienbein. »Hast du etwa vergessen, dass wir gerade ein Spiel spielen?« »Nein«, erwiderte Red, aber ja, sie hatte es vergessen. Was spielten sie noch mal? »Wer bin ich?«, sagte Maddy, die Reds Gedanken zu lesen schien. Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben. Red hatte lediglich sieben Monate Vorsprung bekommen, und sie hatte nicht sonderlich viel daraus gemacht. Vielleicht hatte Maddy in den mehr als siebzehn Jahren gelernt, ihre Gedanken zu lesen. Red hoffte es nicht. In ihrem Kopf waren Dinge, die kein anderer sehen durfte. Niemand. Nicht einmal Maddy. Vor allem nicht Maddy. »Ja, ich weiß«, entgegnete Red, und ihre Augen wanderten zur anderen Seite des Wohnmobils, zur Tür und zum Schlafsofa – das gerade als Couch diente –, auf dem sie und Maddy heute Nacht schlafen würden. Red erinnerte sich nicht mehr: Welche Seite des Betts mochte Maddy noch mal lieber? Denn sie konnte nicht schlafen, wenn sie nicht links lag. Gerade als sie versuchte, Maddys Gedanken ebenfalls zu lesen, blieb ihr Blick an einem grünen Schild draußen hängen, das an der Windschutzscheibe vorbeihuschte. »Da steht Rockingham. Müssen wir nicht bald abfahren?«, fragte Red, aber nicht so laut, dass es jemand von vorn hätte hören können. Wahrscheinlich lag sie sowieso falsch, es war also besser, nichts mehr zu sagen. Sie fuhren nun schon seit einer Stunde auf dieser Straße. Die I-73 war ohne großes Tamtam zuerst zur I-74 und dann zur US 220 geworden. »Red Kenny, konzentrier dich.« Maddy schnippte mit den Fingern, auf ihren Lippen lag der Anflug eines Lächelns. Maddys Gesicht zeigte niemals auch nur eine Falte, selbst wenn sie noch so breit grinste. Haut wie aus Wachs, weich und reiner, als es die Polizei erlaubte, was Reds Sommersprossen nur noch mehr betonte, wenn sie auf Fotos nebeneinanderstanden. Davon abgesehen waren sie fast exakt gleich groß, bis zu dem Haar, das am weitesten hochstand, wobei Reds Haare dunkelblond und Maddys eher hellbraun waren, ein Unterschied von ein oder zwei Farbnuancen. Red trug ihre immer zusammengebunden, in der Stirn einen Pony, den sie selbst mit der Küchenschere schnitt. Maddys Haar war offen und ordentlich, die Spitzen weicher, als Reds jemals sein würden. »Ich stelle die Fragen, und du überlegst dir eine Person, einen Ort oder einen Gegenstand«, erklärte Maddy. Red nickte langsam. Nun, selbst wenn Maddy lieber links lag, mussten sie wenigstens nicht in den Stockbetten schlafen. »Ich habe dir schon sieben Fragen gestellt«, fuhr Maddy fort. »Super.« Red wusste nicht mehr, welche Person, welcher Ort oder Gegenstand sie war. Aber schließlich waren sie schon den ganzen Tag unterwegs. Vor ungefähr zwölf Stunden waren sie von zu Hause losgefahren. Hatten sie nicht schon genug Spiele gespielt?