Author/Uploaded by Brand, Christine
Buch Ein bizarrer Mord sorgt für Aufsehen: Ein Mann wurde an sein Bett gefesselt und hingerichtet. An den Füßen trägt er rote Stöckelschuhe. Schnell stellt sich heraus, dass er zuvor eine Drohung erhielt: ein Foto von sich selbst – mit dem Absatz eines Stöckelschuhs im Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der solch eine Nachricht bekam. Sind auch die anderen Bedroh...
Buch Ein bizarrer Mord sorgt für Aufsehen: Ein Mann wurde an sein Bett gefesselt und hingerichtet. An den Füßen trägt er rote Stöckelschuhe. Schnell stellt sich heraus, dass er zuvor eine Drohung erhielt: ein Foto von sich selbst – mit dem Absatz eines Stöckelschuhs im Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der solch eine Nachricht bekam. Sind auch die anderen Bedrohten in Gefahr? Gleichzeitig jagt das Team um Polizeichef Sandro Bandini einen Mann, der in einer Frauendisco in einem linken Kulturzentrum um sich schoss. Die Vermutung eines rechtsextremen Hintergrunds liegt nahe, doch TV -Reporterin Milla Nova vermutet ein anderes Motiv: Frauenhass. Gemeinsam mit ihrem blinden Freund Nathaniel taucht sie in die dunkle Welt der Incels ein. Zwei Fälle, bei denen der Hass auf das andere Geschlecht eine vitale Rolle spielt. Ist es Zufall oder besteht ein Zusammenhang? Die Autorin Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Schweizer Emmental, arbeitete als Redakteurin bei der »Neuen Zürcher Zeitung«, als Reporterin beim Schweizer Fernsehen und als Gerichtsreporterin. Im Gerichtssaal und durch Recherchen und Reportagen über die Polizeiarbeit erhielt sie Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie. »Wahre Verbrechen« ist der erster True-Crime-Titel der Bestsellerautorin bei Blanvalet über Kriminalfälle, die sie als Gerichtsreporterin begleitete. Nach »Blind«, »Die Patientin«, »Der Bruder« und »Der Unbekannte«, erscheint mit »Der Feind« der fünfte Fall für das Ermittlerduo Milla Nova und Sandro Bandini. Christine Brand lebt in Zürich, reist aber die meiste Zeit des Jahres um die Welt. Von Christine Brand bereits erschienen Blind · Die Patientin · Der Bruder · Der Unbekannte · Der Feind · Wahre Verbrechen: Die dramatischsten Fälle einer Gerichtsreporterin Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und www.facebook.com/blanvalet . Christine Brand Der Feind Kriminalroman Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Copyright © 2023 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Redaktion: René Stein Covergestaltung: www.buerosued.de Covermotive: Stephen Mulcahey / Arcangel JA · Herstellung: sam / eR Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN 978-3-641-27576-1 V001 www.blanvalet.de Prolog Sie glaubt ihr. Sie erkennt es in ihren Augen: Die Frau glaubt ihr, obwohl sie eine miserable Zeugin in eigener Sache ist. Ihre Schilderung ist lückenhaft, Erinnerungsfetzen wie verstreute Bruchstücke, die nicht zusammenpassen. Sie weiß nicht mehr, was zuerst war und was danach und was dazwischen. Sie weiß nur noch, dass sie sich wegdachte, als es unerträglich wurde. Sich abspaltete von ihrem Körper. Plötzlich passierte es nicht mehr ihr, sondern einer anderen, mit der sie nichts zu tun hatte. Er konnte ihr nicht mehr wehtun, weil sie weit weg war von ihrem Körper oder vielleicht auch ganz tief in ihm drin, damit er nicht an ihre Seele rankam. Sie hörte die Schreie dieser anderen Frau, ihr Ringen nach Luft, und obwohl etwas in ihr ahnte, dass sie selbst diese unmenschlichen Geräusche ausstieß, ging es sie doch nichts an. Weil es nicht sein durfte. Weil es zu schrecklich war. Ihr Kopf ließ nicht zu, dass ihr das hier und jetzt passierte. Dass jemand ihr das antat. Doch dann kam der Moment, in dem sie begriff, dass es aus war. Dass sie im nächsten Augenblick sterben würde, obwohl sie ihr Leben erst noch leben wollte. Wie konnte es vorbei sein, wo es doch gerade erst richtig begonnen hatte? Auf einen Schlag war sie wieder da, sie war wieder sie selbst, steckte in ihrem Körper und spürte den brennenden Schmerz im Hals, schmeckte Eisen und Blut und bekam keine Luft. Luft, bitte! Sie brauchte Luft, Luft zum Atmen! Es kam nichts. Alles zu. Zu stark der Druck. Und diese Schmerzen; ein furchtbares Blitzgewitter in den grässlichsten Farben. So sieht also mein Sterben aus , dachte sie in einer nüchternen Klarheit. Nur das, nur dieser eine Gedanke: So sieht also mein Sterben aus. Das ist mein Tod . Die Blitze hinter ihren Augenlidern verblassten. In einer unerträglichen Langsamkeit tauchte sie ab in einen unendlich tiefen, dunklen Schlund. Die Ohnmacht war eine Erlösung und vielleicht auch ihre Rettung. Mehr weiß sie nicht. Nur, dass das Erwachen danach schrecklich war. Das alles berichtet sie der Frau, sie sieht das Entsetzen in ihren Augen. Schweigend hat sie ihr zugehört, und schweigen tut sie auch jetzt noch, als sie nichts mehr zu erzählen weiß. Die Stille legt sich schwer und zäh zwischen die beiden Frauen. Sie würde weinen, hätte sie noch Tränen übrig. Sie spürt Mitleid, obwohl die fremde Frau versucht, die professionelle Distanz zu wahren. Einen Moment lang stellt sie sich vor, sie sei nicht die junge Frau mit dem zerschlagenen Gesicht und dem geschändeten Körper, hier auf diesem Stuhl – sondern die kleine Spinne in der oberen Zimmerecke in ihrem Netz, die auf sie beide herunterstarrt. Wie sie sich hier gegenübersitzen, sie und die Polizistin, am grauen Bürotisch mit der spiegelglatten Fläche, in diesem kargen Zimmer. Zwischen ihnen das Aufnahmegerät, das die Sekunden zählt, auch wenn keine Worte fallen. Der Kugelschreiber in der rechten Hand, mit dem sich die Polizistin Notizen macht, innehält, ihn weglegt, ihn wieder zur Hand nimmt. Ein kariertes Heft. Die Polizistin ist nicht viel älter als sie selbst, fünf oder zehn Jahre vielleicht. Womöglich denkt sie, sie habe Glück gehabt, dass er nicht sie erwischt hat. »Sie sagen, er hat Sie gewürgt, während er Sie vergewaltigte?« »Ja.« Ihre Stimme zittert noch immer. »Wie stark hat er Sie gewürgt?« »Ich weiß nicht, was soll ich sagen?« »Brannte es in Ihrem Hals, wurde Ihnen schwarz vor Augen?« »Ja. Ich meine, ich