Author/Uploaded by Jan-Erik Fjell
Buch Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Ihr nackter, geschundener Körper ist mit auffälligen Wunden übersät. Kriminalkommissar Anton Brekke von der Osloer Polizei beschleicht bei dem Anblick ein schrecklicher Verdacht. Offenbar hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum, der vor Jahren Jagd auf junge Frauen machte, sein grausames Werk...
Buch Am Ufer eines Sees in Norwegen wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Ihr nackter, geschundener Körper ist mit auffälligen Wunden übersät. Kriminalkommissar Anton Brekke von der Osloer Polizei beschleicht bei dem Anblick ein schrecklicher Verdacht. Offenbar hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum, der vor Jahren Jagd auf junge Frauen machte, sein grausames Werk wieder aufgenommen. Für Brekke beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen unvorstellbar Böses, dessen Wurzeln tiefer gehen, als er ahnt. Denn in Texas hat der Gefängnisinsasse Nathan Sudlow nur noch wenige Stunden zu leben. Elf Jahre zuvor wurde er für den brutalen Mord an vier Menschen zum Tode verurteilt, nun soll das Urteil vollstreckt werden. Bisher hat er eisern geschwiegen, doch nun vertraut er dem Gefängnispriester die Wahrheit an – und die verhängnisvollen Ereignisse auf seiner Reise in die norwegischen Fjorde … Weitere Informationen zu Jan-Erik Fjell sowie zu lieferbaren Titeln des Autors finden Sie am Ende des Buches. Jan-Erik Fjell Nacht- jagd Thriller Aus dem Norwegischen von Andreas Brunstermann Die norwegische Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »Gjemsel« bei Capitana forlag, Oslo. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Deutsche Erstveröffentlichung März 2023 Copyright © Jan-Erik Fjell, 2019 by Agreement with Grand Agency Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München Umschlagmotive: Yolande de Kort/Trevillion; Claire Walsh/Arcangel Images; Jukka Heinovirta/Arcangel Images; FinePic® , München Redaktion: Julie Hübner KS · Herstellung: ik Satz: Uhl + Massopust, Aalen ISBN: 978-3-641-30454-6 V002 www.goldmann-verlag.de Für Thea Emilie, vom glücklichsten Onkel der Welt Teil I Kapitel 1 Montag, 12. September Anton gähnte. Er saß auf dem Sofa und sah die Wettervorhersage. Die Uhr in der Ecke des Fernsehbildschirms zeigte 07:06. Die Wetterkarte wurde von Werbung abgelöst. »Alex!«, rief er, erhob sich vom Sofa und steuerte auf das Zimmer seines Sohnes zu. Er klopfte mit zwei Fingern an die Tür und öffnete sie, ohne eine Reaktion abzuwarten. Etwas blockierte nach wenigen Zentimetern. Eine schwere Tasche stand im Weg. Mit einiger Anstrengung schob er die Tür auf, betätigte den Lichtschalter und ging hinein. Alexander schlief. Ein Bein hing über die Bettkante. Anton tippte mit dem Fuß dagegen. Sein Sohn drehte sich um. »Wenn du noch duschen willst, bevor wir fahren, musst du jetzt aufstehen.« Alex nickte, ohne die Augen zu öffnen. Anton sah auf ihn hinunter. Das Einzige, was sich im Bett bewegte, war Alex’ Brustkorb. Anton riss ihm die Bettdecke weg. »Die Uhr tickt.« »Mhhm«, grunzte sein Sohn. »Ist noch heißes Wasser übrig?« »Jede Menge.« Anton ging zurück zum Sofa, während Alex ins Bad schlurfte. Das Logo von God morgen, Norge erschien auf dem Bildschirm, ehe der Moderator und die Moderatorin hinter einem Tisch mit Blumen, Kaffeetassen und einem Buch auftauchten. Ganz rechts im Bild saß ein Gast allein auf dem Sofa. Der Kameraausschnitt wechselte. Die Moderatorin mit dem einstudierten Lächeln stand jetzt im Mittelpunkt. »Unser Gast heute ist der Mann hinter der Website verbrecher.no . Außerdem ist er – als Einziger im ganzen Land – dicht an den Serienmörder Stig Hellum herangekommen. Und jetzt hat er sein Debüt als Autor. Herzlich willkommen, Hans Gulland.« Die auf den Gast gerichtete Kamera übernahm wieder. Hans Gulland lächelte schüchtern. Er trug sein braunes Haar halblang und in der Mitte gescheitelt. Auf seiner Nase thronte eine modische Brille mit dickem Gestell. »Vielen Dank. Und danke, dass ich kommen durfte. Ich möchte nur schnell hinzufügen, dass ich nicht allein hinter verbrecher.no stehe. Außer mir sind noch drei weitere Personen daran beteiligt.« Die Moderatorin machte sich nicht die Mühe, auf seine Berichtigung einzugehen. »Stig Hellum.« Sie blickte zu ihrem Kollegen hinüber. »Bei dem Namen läuft’s mir immer kalt den Rücken runter.« Der Kollege nickte. »Also, was treibt einen 24-Jährigen dazu, ein Buch über einen der schlimmsten Mörder unserer Zeit zu schreiben?« »Ich, äh … ich war immer schon äußerst fasziniert von Menschen, die töten. Natürlich nicht von den Morden selbst, aber davon, was jemanden dazu bringt, diese Handlungen zu begehen. Und selbst wenn Stig nicht der einzige Serienmörder ist, den wir hier im Land hatten, ist er zweifellos der interessanteste.« »In Ihrem Vorwort schreiben Sie, dass Sie einer der ganz wenigen sind, die Stig Hellum bereit war zu treffen. Dass er den Kontakt zu norwegischen und auch internationalen Journalisten verschmäht hat. Weshalb war er bereit, mit Ihnen zu sprechen?« »Ich glaube, die Antwort ist, weil ich kein Journalist bin, sondern ein junger Mann, der äußerst fasziniert war von dem Fall Stig Hellum.« »Sie schreiben auch, die Idee zu dem Buch sei Ihnen erst nach dem fünften Besuch gekommen.« »Ja.« »Was passierte bei diesem Besuch?« »Sorry, aber ich muss Sie das einfach fragen«, unterbrach der Moderator das Gespräch. »Ich dachte nämlich, dass Sie ihn im Gefängnis besucht haben, um für Ihr Projekt zu recherchieren. Sie hatten also keine Buchpläne, als Sie ihm den ersten Besuch in der Haftanstalt Ila abgestattet haben?« »Nein, ich war bloß neugierig auf ihn.« »Ich glaube, ich wäre doch etwas beunruhigt, wenn mein Sohn derartige Interessen hätte.« Aus dem Badezimmer kam ein lauter Schrei. Eine Reihe von Schimpfwörtern folgte. Der Schlüssel wurde herumgedreht, bevor sich die Badezimmertür öffnete. »Du hast gesagt, es gäbe noch heißes Wasser!«, fauchte Alex. Anton lachte. »Ja, wirklich sehr witzig!«, rief sein Sohn und knallte die Tür wieder zu. »Du musst dich beeilen«, sagte Anton mit Nachdruck. »Es ist viel Verkehr in Richtung