Author/Uploaded by Sarah Pearse
Buch Halb versteckt im Wald und überragt von düster drohenden Gipfeln war Le Sommet schon immer ein unheimlicher Ort. Einst diente es als Sanatorium für Tuberkulosepatienten, dann verfiel es mit den Jahren und wurde schließlich aufgegeben. Nun hat man es zu einem Fünf-Sterne-Hotel umgebaut, doch seine düstere Vergangenheit ist noch immer spürbar. Und als Detective Inspe...
Buch Halb versteckt im Wald und überragt von düster drohenden Gipfeln war Le Sommet schon immer ein unheimlicher Ort. Einst diente es als Sanatorium für Tuberkulosepatienten, dann verfiel es mit den Jahren und wurde schließlich aufgegeben. Nun hat man es zu einem Fünf-Sterne-Hotel umgebaut, doch seine düstere Vergangenheit ist noch immer spürbar. Und als Detective Inspector Elin Warner zur Verlobungsfeier ihres Bruders anreist, beginnt der Albtraum: Erst verschwindet Isaacs Verlobte, dann geschieht ein Mord. Schließlich schneidet auch noch ein Schneesturm das Hotel von der Außenwelt ab, und die Gäste sind mit einem Killer gefangen … Autorin Sarah Pearse wuchs in Devon, Großbritannien, auf und studierte englische Literatur und Creative Writing an der University of Warwick, bevor sie einen Diplomstudiengang in Rundfunk-Journalismus absolvierte. Sie lebte mehrere Jahre in der Schweiz, bevor sie nach Großbritannien zurückkehrte. Mit ihrem Debüt, »Das Sanatorium«, gelang ihr auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Mehr Informationen zur Autorin und ihrem Buch unter https://sarahpearse.co.uk/ https://twitter.com/sarahvpearse https://www.instagram.com/sarahpearseauthor Sarah Pearse Das Sanatorium Thriller Aus dem Englischen von Ivana Marinović upped by @surgicalremnants Die Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »The Sanatorium« bei Bantam Press, an imprint of Transword Publishers, London, part of the Penguin Random House group of companies. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Deutsche Erstveröffentlichung Februar 2023 Copyright © der Originalausgabe 2020 by Sarah Pearse Ltd 2020 Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2023 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur GmbH, München, nach einem Entwurf von R.Shailer/TW Umschlagmotiv: Hotel und Berg © Alamy Redaktion: Regina Carstensen AB · Herstellung: ik Satz: Uhl + Massopust, Aalen Upper: upped by @surgicalremnants ISBN 978-3-641-28740-5 V002 www.goldmann-verlag.de Für meine Familie Man lehrt uns zu leben, wenn das Leben vorüber ist. Michel de Montaigne Ich habe Beschränkungen geliebt. Sie vermitteln mir Geborgenheit. Joseph Dirand PROLOG Januar 2015 A usgediente medizinische Gerätschaften liegen auf dem Boden zerstreut: mit Rost übersätes Operationsbesteck, zerbrochene Glasflaschen, der zerschrammte Rahmen eines uralten Rollstuhls. Eine zerschlissene Matratze lehnt zusammengesackt an der Wand, gallegelbe Flecken bedecken pockenartig den Bezug. Die Hand fest um den Griff seines Aktenkoffers geschlossen, verspürt Daniel Lemaitre einen heftigen Schwall von Abscheu: Es ist, als hätte die Zeit selbst die Seele des Gebäudes an sich gerissen und etwas Verrottetes, etwas Krankendes an ihrer Stelle zurückgelassen. Er eilt den Korridor entlang, seine Schritte hallen auf dem Fliesenboden wider. Halt die Augen auf die Tür gerichtet. Schau nicht zurück. Doch die tristen Relikte zerren an seinem Blick; jedes von ihnen erzählt eine Geschichte. Es braucht nicht viel, um sich die Menschen vorzustellen, die einst hier untergebracht waren und sich die Lungen aus dem Leib husteten. Manchmal glaubt er, er könne es sogar riechen, was dieser Ort einst war, diesen beißend scharfen Geruch von Chemikalien aus den OP -Sälen – noch immer hängt er in der Luft. Daniel hat die Hälfte des Korridors hinter sich gebracht, als er stehen bleibt. Eine Bewegung im Raum gegenüber – dunkel, verschwommen. Sein Magen zieht sich zusammen. Ohne sich zu rühren, späht er hinein, lässt seinen Blick über seine schemenhaften Umrisse wandern: ein Schwung auf dem Boden verstreuter Akten, die verdrehten Schläuche eines Beatmungsgeräts, ein zerbrochenes Bettgestell, schlaff herabhängende, ausgefranste Fixiergurte. Seine Haut kribbelt vor Anspannung, doch er kann nichts Auffälliges erkennen. Im Gebäude ist es still, nichts regt sich. Er atmet schwer aus, geht wieder weiter. Sei nicht albern , ermahnt er sich. Du bist müde. Zu viele Überstunden, die kurzen Nächte. Daniel öffnet die Eingangstür. Der Wind heult wütend auf und versucht, sie wieder zurückzudrücken. Als er hinaustritt, wird er von einer eisigen Schneeböe geblendet, dennoch ist es eine Erleichterung, draußen zu sein. Das Sanatorium zerrt an seinen Nerven. Obwohl er weiß, was aus ihm werden wird – jede Tür, jedes Fenster, jeden Lichtschalter des neuen Hotels hat er selbst in die Pläne eingezeichnet –, kann er in diesem Moment nicht anders als die Vergangenheit sehen, das, was dieser Ort einst war. Was das Äußere betrifft, denkt er, als er sich noch einmal umdreht und an dem Gebäude emporblickt, so ist es um dieses auch nicht viel besser bestellt. Der strenge, rechtwinklige Bau ist fleckig vom feuchten Schnee. Er wurde dem Verfall anheimgegeben, vernachlässigt – die Balkons und Balustraden, auch die lang gezogene Veranda, bröckelnd und marode. Einige der Fenster sind zwar noch intakt, doch der Großteil ist mit Brettern zugenagelt, die Fassade mit hässlichen Vierecken aus Spanplatten gespickt. Was für ein Kontrast es doch ist, überlegt Daniel, zu seinem Zuhause in Vevey, das direkt am See liegt. Der kubische Entwurf besteht größtenteils aus Glas, um das Panorama einzubinden. Das moderne Haus verfügt zudem über eine Dachterrasse sowie einen kleinen Bootsliegeplatz. Er selbst hat all das geschaffen. Mit den Bildern taucht auch Jo auf, seine Frau. Sie wird wohl gerade von der Arbeit heimgekommen sein, im Kopf noch Werbebudgets und Briefings, während sie die Kinder bereits antreibt, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Er stellt sie sich in der Küche vor, wie sie das Abendessen zubereitet. Wie ihr kastanienbraunes Haar ihr beim Hantieren mit den Messern vors Gesicht fällt. Es wird etwas Einfaches werden – Pasta, Fisch oder eine Gemüsepfanne –, sie haben es beide nicht so mit den häuslichen Pflichten. Der Gedanke heitert ihn auf, wenn auch nur kurz. Als er den Parkplatz überquert, verspürt Daniel bei der Aussicht auf die Heimfahrt Beklommenheit. Zum