Author/Uploaded by Geiger, Arno
Übersicht Cover Über das Buch Titel Über Arno Geiger Impressum Inhaltsverzeichnis Es gibt dunkle Es fehlt nicht Mit dem Abschluss Seit Monaten, wenn Das Leben, wenn Im Frühling 1999 Das Fahrrad, mit Damit es in Als es darum Im Mai 2004 Die Wochen vergingen Die Verhältnisse zwischen Der Erfolg kam Mein Bemühen, mich Feste Punkte in Ich war jetzt Wegwerfen ist eine Manchmal wurde mir Die Anwendung d...
Übersicht Cover Über das Buch Titel Über Arno Geiger Impressum Inhaltsverzeichnis Es gibt dunkle Es fehlt nicht Mit dem Abschluss Seit Monaten, wenn Das Leben, wenn Im Frühling 1999 Das Fahrrad, mit Damit es in Als es darum Im Mai 2004 Die Wochen vergingen Die Verhältnisse zwischen Der Erfolg kam Mein Bemühen, mich Feste Punkte in Ich war jetzt Wegwerfen ist eine Manchmal wurde mir Die Anwendung des Ein halbes Jahr Zu meiner Mutter Meine Runden machte Mein Vater war Mit dem Tod Lebenszeugnisse standen mir Mittlerweile fand ich Es nähert sich Das ist das Cover des Buches »Das glückliche Geheimnis« von Arno Geiger Über das Buch Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer. Arno Geiger Das glückliche Geheimnis upped by @surgicalremnants Hanser für Katrin Immer hatte ich ein heimliches Leben, und immer war das mein wahres Leben. Imre Kertész, Galeerentagebuch Es gibt dunkle Geheimnisse, und es gibt glückliche Geheimnisse. Mein glückliches Geheimnis bestand fünfundzwanzig Jahre lang darin, dass ich in Wien ausgedehnte Streifzüge machte und die an den Straßen stehenden, für Altpapier vorgesehenen Behältnisse erkundete auf der Suche nach für mich Interessantem. Mir ist klar, das ist keineswegs alltäglich, obwohl es um Alltägliches geht, um eines der wenigen Dinge, die allen Menschen zugänglich sind: Abfall. Trotzdem muss ein Mensch, damit er sich aus freien Stücken so viele Jahre mit diesem Alltäglichen abgibt, ein wenig wahnsinnig sein. Selbstverständlich halte ich mich nicht für wahnsinnig. Aber der vom Wahnsinn freie Teil meines Verstandes sagt, dass ein Quäntchen Wahnsinn sehr wohl vorhanden sein muss. Ein glücklicher Wahnsinn, gibt der wahnsinnige Teil in mir zur Antwort. Fünfundzwanzig Jahre. Unsere Gesellschaft ist ein auf Hochtouren laufender Wegwerfbetrieb, er produziert einen nicht abreißenden Strom aus Abfall. Aus diesem Strom, der täglich an uns vorbeiflutet, mächtig wie der Mekong, zog ich zwischendurch ein Stück heraus. Was ich tat, war, als finge ich Wasser in einem Sieb. Angesichts der schieren Masse an Weggeworfenem war das Wenige, das ich nach Hause trug, vergleichbar mit dem Wasser, das dank gewisser Oberflächenspannungen in den Löchern eines Siebes hängenbleibt. Mittlerweile habe ich diese Tätigkeit aufgegeben. Aber ein Vierteljahrhundert auf der Straße, beschäftigt mit dem, was andere Menschen wegwerfen, fügt einer Person Dinge hinzu, die man nicht einfach wieder entfernen kann. Ein Vierteljahrhundert war Weggeworfenes Teil meines Lebens. Die Persönlichkeit kann nur für Es fehlt nicht viel, dann sind es drei Jahrzehnte, seit es angefangen hat. Ich war vierundzwanzig Jahre alt, strebte keine Anstellung an, weil ich Schriftsteller werden wollte, und lebte in Wien in einem Haus, das dem Aussehen nach kurz vor dem Abriss stand. In diesem heruntergekommenen Haus bewohnte ich eine heruntergekommene Wohnung, dreißig Quadratmeter, bestehend aus einer engen Küche und einem an die Küche anschließenden Zimmer. Dieses Zimmer hatte die Aufgaben von Wohn-, Arbeits-, Ess- und Schlafraum zu erfüllen. Das Klo auf dem Gang teilte ich mit den Nachbarn. Für das kärgliche Inventar der Wohnung hatten meine Eltern zwei Jahre zuvor eine beträchtliche Summe an illegaler Ablöse bezahlt, eine gängige Praxis im damaligen, von Wohnungsnot geprägten Wien. Diese Investition sollte wieder hereinkommen durch die außerordentlich niedrige Miete und meinen Willen zur Sparsamkeit. Die Wohnung befand sich nicht weit entfernt von der Oper in zentraler Lage. Hier hatte ich einen Platz, der manchmal von Sonnenlicht und manchmal von Liebe beschienen war. Als weiteren Vorzug empfand ich die unmittelbare Nähe zum Naschmarkt mit seinen billigen Lebensmitteln und dem Flohmarkt am Samstag. Dort bekam ich alles, was ich brauchte, Bücher und Stifte ebenso wie Hausrat und Kleidung. Die Wohnung wirkte nach außen hin deprimierend mit den von meinen Eltern abgelösten, zweieinhalb Meter hohen Schrankwänden und dem alten Bettüberwurf. Aber ich betrachtete sie als mein Zuhause und schätzte mich glücklich, dass ich diesen Ort hatte und eine Tür, die ich hinter mir schließen konnte.
Author: Lia Davis; L.A. Boruff; Life After Magic
Year: 2023
Views: 48563
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