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Zwischen Welten

Author/Uploaded by Juli Zeh; Simon Urban

JULI ZEH SIMON URBAN Zwischen Welten ROMAN Luchterhand Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zi...

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JULI ZEH SIMON URBAN Zwischen Welten ROMAN Luchterhand Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Copyright © 2023 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München Umschlaggestaltung: buxdesign/Ruth Botzenhardt, SabBee unter Verwendung eines Motivs von © plainpicture/Buiten-Beeld/Nico van Kappel Satz: Uhl + Massopust, Aalen ISBN 978-3-641-30528-4V001www.luchterhand-literaturverlag.de www.facebook.com/luchterhandverlag Für Marie. Du fehlst. TEIL I 5. Januar bis 18. Mai Mittwoch, 5. Januar 09:31 Uhr, Stefan per WhatsApp: Die heftigsten Kopfschmerzen meines Lebens … Nicht mal nach Silvester war es so schlimm. Und gleich ist Redaktionskonferenz. Sprichst du noch mit mir? 09:45 Uhr, Stefan per WhatsApp: Theresa? Lebst du noch? Hast du dein Telefon vor Wut in die Außenalster geworfen, und ich schreibe gerade an einen Schwan? 09:55 Uhr, Stefan per WhatsApp: Muss jetzt in die Konferenz, den nächsten Kulturteil durchplanen. Kann aber unterm Tisch aufs Handy gucken. Bitte schreib mir. Wenigstens kurz! Ob alles in Ordnung ist. 17:22 Uhr, Stefan per E-Mail: Hallo Theresa! Trotz meines WhatsApp-Terrors von heute Morgen keine Nachricht von dir. Das kann man konsequent nennen. Oder sadistisch. Diese Seite an dir ist neu. Aber ich habe ja gestern Abend viel Neues entdeckt. An dir und an mir. Ich verstehe, dass du mich mit deinem Schweigen quälen willst. Nichts anderes habe ich verdient. Aber das, was gestern passiert ist, ging nicht nur von mir aus. Du warst genauso daran beteiligt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das anders siehst. Den ganzen Tag habe ich aufs Handy gestarrt wie ein Teenager, der darauf wartet, dass die erste große Liebe ihm endlich auf sein Herzchen-Emoji antwortet. Dazu diese grausamen Kopfschmerzen. Drei Novalgin, keine Wirkung. Außerdem ist gestern ein wichtiges Projekt gescheitert, für das ich mich in der Redaktion ziemlich starkgemacht hatte. Vermutlich war ich auch deshalb so aggressiv. Wäre unser Abend anders verlaufen, hätte ich dir wahrscheinlich stundenlang davon erzählt. Antwortest du mir in diesem Leben überhaupt noch mal? Sei gnädig, Sadistin. Ich warte. Dein hundemüder Stefan 18:11 Uhr, Theresa per E-Mail: Mann, Stefan, du klingst wie der Waschlappen, als den ich dich gestern beschimpft habe. Falls ich das wirklich getan habe. Ehrlich gesagt, ich erinnere mich schlecht. Haben wir früher auch so viel gesoffen? In Münster? Am Bodensee? Jedenfalls haben wir uns früher nicht so angeschrien. Ich schreie überhaupt selten. Was du mir jetzt wahrscheinlich nicht glauben wirst. Ein paar Stunden keine Antwort auf WhatsApp, und du glaubst an Sadismus. Wenn es vier Wochen nicht regnet, hältst du das vermutlich für eine Strafe der Götter, für dich ganz persönlich. Wahrscheinlich bist du auch sonst der Dreh- und Angelpunkt des Universums. Wobei es euch Städtern eher egal ist, ob es regnet oder nicht. Ihr merkt das gar nicht. Ich glaube, ich fange schon wieder an, dich zu beleidigen. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir noch einmal von vorn anfangen wollen. Ich hatte mich so gefreut, dich wiederzutreffen. Nach fast zwanzig Jahren! Wie ein unverhofftes Neujahrsgeschenk. Und dann dieser unfassbare Zufall! Es kommt höchstens zwei oder drei Mal im Jahr vor, dass ich in den Westen fahre, um irgendeinen alten Herrn oder eine Dame zu besuchen, die bei uns in der Gegend noch Land besitzen und vielleicht verpachten oder verkaufen wollen. Zufällig war das dieses Mal in Hamburg. Zufällig wollte Herr Kröcher sich gleich Anfang des Jahres treffen – und da stehst du plötzlich in der U-Bahn vor mir und breitest die Arme aus. Wenn das kein Schicksal war. Danach ist das Ganze allerdings ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Herrn Kröcher muss ich dann wohl ein andermal besuchen. Wie du vielleicht weißt, geht der erste Zug von Hamburg nach Berlin um halb fünf. Ich bin also seit vier Uhr auf den Beinen, nachdem ich zwei Stunden in der Lobby des Ibis-Hotels vor mich hin gedöst hatte. Der Nachtportier hatte mich reingelassen, andernfalls wäre ich wahrscheinlich erfroren. In Berlin musste ich dann noch eine Stunde auf den Regionalbahnanschluss warten, dann weiter mit dem Auto von Plausitz nach Schütte. Seit neun bin ich auf der Arbeit, das Ganze bei Minusgraden. Deine Kopfschmerzen in allen Ehren, aber du kannst ja mal versuchen, dir vorzustellen, wie es mir geht. Wenigstens ist mir jetzt wieder warm. Es ist wesentlich angenehmer, am Rechner zu sitzen und dir zu schreiben, als dir auf der hartgefrorenen Wiese an der Außenalster gegenüberzustehen, während du irgendwelche absurden Dinge behauptest. Wir sind ja gestern vor lauter Streiten nicht einmal dazu gekommen, uns in groben Zügen zu erzählen, was wir so tun und wie es uns so geht. Wie zum Teufel sind wir auf die fürchterliche Idee verfallen, uns bei diesen Temperaturen im Freien zu betrinken? Ein Wunder, wenn keiner von uns eine Lungenentzündung bekommt. Lass es uns besser machen, per E-Mail. Wenn ich zwischendurch etwas Zeit finde, schreibe ich dir gern, was bei mir passiert. Und ich würde mich freuen, wenn du auch ein bisschen aus deinem Leben berichtest. Von außen betrachtet sind wir zwei ein ziemlicher Komödienstoff: du der Topjournalist aus Hamburg, ich die Milchbäuerin aus der brandenburgischen Provinz. Könnte eine ganz lustige Story werden. Theresa 19:33 Uhr, Stefan per WhatsApp: Von vorn anfangen finde ich super. Ich lege einfach mal los. Name – Stefan Jordan. Alter – 46 Jahre. Beruf – Kulturchef bei der Hamburger Wochenzeitung BOTE. Beziehungsstatus – ledig und Single. Kinder – keine, von denen ich weiß. Tiere – heute einen Kater. Ist das ein Match? 19:43 Uhr, Theresa per WhatsApp: Keine Ahnung, frag den Algorithmus. Ich mach mal weiter. Name: Theresa Kallis. Alter: 43. Beruf: Vorstand der Kuh & Co. Schütte e. G. Glücklich verheiratet, zwei tolle Kinder, Jonas und Phil, acht und zehn. 19:52 Uhr, Stefan per

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