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Kochen im falschen Jahrhundert

Author/Uploaded by Teresa Präauer


 Inhalt
 
 Umschlag
 Kochen im falschen Jahrhundert
 Impressum
 
 
 Teresa Präauer Kochenim falschenJahrhundert Roman Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar....

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 Inhalt
 
 Umschlag
 Kochen im falschen Jahrhundert
 Impressum
 
 
 Teresa Präauer Kochenim falschenJahrhundert Roman Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Wallstein Verlag, Göttingen 2023 www.wallstein-verlag.de Umschlaggestaltung: Teresa Präauer und Wolfgang Gosch © Bild: Teresa Präauer ISBN (Print) 978-3-8353-5429-6 ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-4994-0 ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-4995-7 Inhalt Umschlag Kochen im falschen Jahrhundert Impressum Erinnerst du dich daran, wie du das erste Mal in deiner eigenen Wohnung, es war nicht mehr als ein Zimmer, etwas kochen wolltest und dir erst mittendrin aufgefallen ist, dass du noch Salz würdest kaufen müssen? Du besaßest nicht einmal einen Salzstreuer. Woran man nicht alles denken musste in einem Erwachsenenleben! Dein erstes Salz, wie würde es schmecken? Wie sehr man am Anfang stand. Deine erste Tasse Kaffee, damals mit viel Zucker. Das erste Mal chinesisch essen mit Freunden. Deine Schwester schloss eine Wette ab, sie könne einen Teelöffel des roten Chilipulvers in den Mund stecken und auf einmal hinunterschlucken. Dein erster Freund, deine erste Capricciosa mit Artischocken, der Rotwein schmeckte euch beiden nicht. Ihr wart so jung, Coca-Cola wäre euch lieber gewesen. Die erste Artischocke im Ganzen gekocht. In Rom, wo sonst? In einer kleinen Küche, die du dir mit fremden Menschen teilen musstest. Das Zusammenleben ist am Ende nicht mehr schön gewesen, aber anfangs eben doch. Am Anfang war die Artischocke. Und eine Schüssel mit Salz, Pfeffer, Zitrone und Olivenöl vor dir auf dem Tisch. Blatt für Blatt zupftest du von der großen Knolle ab, von außen nach innen, bis du ans Innerste kamst, zum köstlichen Artischockenherz und dem Boden, von dem man das sogenannte Heu hätte entfernen müssen. Es kitzelte und stach beim Hineinbeißen. Diese süße Bitterkeit! Du hast dir danach das Öl und die Zitrone von den Fingern geschleckt. Deine erste Auster? Spät, du warst da schon Mitte dreißig. Hast den anderen dabei zugesehen, wie sie die kalkige Muschelschale an die Lippen setzten und das lebendige, glibberige Ding in den Mund gleiten ließen mitsamt dem Schluck Salzwasser aus dem Pazifik. Du hast es einfach nachgemacht. Du hattest dich an nichts gewöhnt in deinem Leben und warst hungrig auf jeden neuen Geschmack. Die Luft war kalt, die Sonne soeben im Begriff unterzugehen, das Licht rosa und blau. So etwas kann man nicht planen, und es lässt sich auch nicht wiederholen. In der Gruppe war eine Flasche Sancerre geordert worden, ihr standet im Freien auf dem berühmten Pike Place Market in Seattle. Der Abend war schön, und alles das keine Selbstverständlichkeit. Das erste Salz? Natürlich schmeckte es salzig, rief die Gastgeberin und lachte. 250 g Mehl 125 g Butter 1 Ei Es begann wie einer jener Abende, an denen man Gäste zu sich nach Hause eingeladen hat. Das Backrohr war vorgeheizt, der Salat vorbereitet im Kühlschrank, noch ohne Öl und Essig, auf dem Tisch standen Schüsseln mit salzigen Keksen und Nüssen. Auf große schwere Teller waren kleine Schüsseln platziert, daneben gefaltete Servietten und das Besteck in der richtigen Reihenfolge, rechts das Messer, links die Gabel. Oder beides auf der rechten Seite? Die Gastgeberin legte den Kopf schief und überlegte. Benötigten sie Löffel? Sie eilte vom Esszimmer in die Küche. Spannung und Vorfreude lagen, ja, in der Luft. Von draußen drangen Stimmen ins Zimmer, junge Menschen gut gelaunt vor dem Ausgehen, Spaziergänger mit ihren Hunden, das Rollen eines Skateboards über den Asphalt, das Vorbeifahren der nahen Stadtbahn. Ansonsten war es still, wie es nur an Sommerabenden still sein konnte. Es kamen ein befreundetes Paar, das mittlerweile ein Ehepaar war, und, mit akademischer Verspätung, ein Freund aus der Schweiz, der seit vielen Jahren hier in der Stadt lebte. Jeder hatte eine Flasche Wein als Geschenk in der Hand, man klopfte sich pflichtschuldig die Schuhe vor der Tür ab und fragte mit stummem Blick auf die nassen Sohlen nach dem Anbehalten derselben. Die Gastgeberin nickte, Großzügigkeit und Lässigkeit bestimmten ihr Verhalten für die Dauer des Abends. Alle sollten sich wohlfühlen. Ihr Partner hatte den Gästen die Jacken abgenommen und hängte sie auf Kleiderbügeln in die Garderobe. Die Gastgeberin lief, allen voran, barfuß ins Esszimmer. Jazzmusik lief im Hintergrund. Auf Nachfrage erfuhr man, worum es sich handelte. Sechziger Jahre? Wayne Shorter oder John Coltrane? Man sprach von Platten, auch wenn man die Musik über einen digitalen Streamingdienst hörte, der die Titelauswahl automatisch übernommen hatte und immer ausgerechnet das spielte, was jeweils zur Stimmung passte. Die Playlist versammelte Jazz für Jazzliebhaber mit wenig Ahnung und viel Geschmack. Vom Esszimmer aus ging es durch einen schmalen türlosen Durchgang in die Küche. Die Ehefrau, diese nun auch barfuß, tapste der Gastgeberin hinterher, der Ehemann hob entschuldigend die Arme und behielt seine Mokassins an. Teil des Outfits, sagte er lachend. Die Schuhe wirkten, wie alles an seiner Kleidung, ironisch gesetzt und dennoch elegant. Er hatte ein paar Mal im Leben über Mode nachgedacht, doch eine Leidenschaft war nicht daraus geworden. Sie öffneten eine Flasche Crémant, prosteten einander zu, blieben in der Küche stehen und erzählten, was in den letzten Wochen, da sie sich nicht gesehen und gesprochen hatten, vorgefallen sei. Sowohl Angenehmes als auch Nebensächliches. Die freundliche Gastgeberin trug einen ärmellosen schwarzen Hosenanzug und ihre Haare hochgesteckt. Eine Baumwollschürze, grün-blau-gestreift, hatte sie im Nacken geknotet und um die Taille gebunden. Auf den schönen Abend, sagte der Ehemann zur Gastgeberin, wandte seinen Blick dann der Ehefrau und schließlich dem Partner der Gastgeberin zu, während man das Eintreffen des Schweizers erwartete, welcher nun auch schon im Treppenhaus stand. Alle vier wieder mit den Gläsern in der Hand der Reihe nach von der Küche durchs Esszimmer über den Flur zur Tür. Große Umarmung, drei Küsse, nicht zwei in der Schweiz. Nun aber zurück in die Küche! Ein fünftes Glas musste aus dem Regal genommen werden. Ist das finnisch? Das Glas? Iittala, sagte die Gastgeberin. Prost, antworteten die Gäste. Schön, dass ihr da seid. Die Gastgeberin verschluckte sich während des Satzes, ihr Partner schlug ihr mit der flachen Hand auf den Rücken, um die Luftröhre freizumachen.

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