Author/Uploaded by Bannalec, Jean-Luc
Jean-Luc Bannalec Bretonischer Ruhm Kommissar Dupins zwölfter Fall Wenn Sie gerne reisen, klicken Sie hier Kurzübersicht Buch lesen Titelseite Inhaltsverzeichnis Über Jean-Luc Bannalec Über dieses Buch Impressum Hinweise zur Darstellung di...
Jean-Luc Bannalec Bretonischer Ruhm Kommissar Dupins zwölfter Fall Wenn Sie gerne reisen, klicken Sie hier Kurzübersicht Buch lesen Titelseite Inhaltsverzeichnis Über Jean-Luc Bannalec Über dieses Buch Impressum Hinweise zur Darstellung dieses E-Books Hinweis für E-Reader-Leserinnen und Leser Wenn Sie sich die Karte in Farbe und zoombar ansehen möchten, dann geben Sie bitte die folgende Internetadresse im Browser Ihres Computers oder Smartphones ein: www.kiwi-verlag.de/die-karten-zu-bretonischer-ruhm Hinweis für Leserinnen und Leser auf dem Smartphone/Tablet oder am Computer Sie möchten sich die Karte zoombar anschauen? Dann tippen bzw. klicken Sie bitte auf die Abbildung. Es öffnet sich ein neues Fenster mit der entsprechenden Website-Ansicht. Inhaltsverzeichnis Widmung Motto Der erste Tag Der zweite Tag Der dritte Tag Der vierte Tag Der fünfte Tag Der sechste Tag Inhaltsverzeichnis À L. Inhaltsverzeichnis C’hwezhet an avel e-lec’h ma karo Pa ra glav e c’hleb atav. Der Wind bläst, wohin er will, bei Regen wird alles nass. Bretonisches Sprichwort Inhaltsverzeichnis Der erste Tag »Zunächst müssen wir mit einem kriminellen Vorurteil aufräumen.« Dupin hörte gespannt zu. Die junge Frau reckte das Kinn kämpferisch nach vorn. »Dem Vorurteil, dass es keine bretonischen Weine gibt!« Dupin hätte es sich denken können. »Selbstverständlich gibt es bretonische Weine!« Die Winzerin, schulterlange flachsblonde Haare, blickte streng. »Und sie gehören zu den besten, berühmtesten und beliebtesten der Welt.« Was für alles Bretonische galt – dennoch war es im Hinblick auf den Wein eine kühne These: Dupin kannte einen Weinhügel südlich von Saint-Malo und ein paar Reben am Golfe du Morbihan, beides sehr hübsch, aber weltberühmt? »Natürlich spreche ich von den Loire-Weinen.« Natürlich. Genau dort befanden sie sich gerade. An der Loire, unweit ihrer Mündung westlich von Nantes. Im Augenblick allerdings in einem hohen Gewölbe unter der Erde, stimmungsvoll beleuchtet, ja, mit einem riesigen, alten Kerzenleuchter – aber eben unter der Erde. Nicht Dupins Sache, er mochte weder Höhlen noch Tunnel, nicht einmal gewöhnliche Keller. Es war bei Weitem nicht so schlimm wie seine ausgeprägte Angst, auf dem Meer zu sein, aber dennoch … »Die meisten Menschen machen sich gar nicht bewusst«, tadelte die engagierte Winzerin, »dass die Loire, der längste Fluss Frankreichs, eigentlich ein urbretonischer Fluss ist. Sie mündet nicht bloß nach tausendundzwölf Kilometern in der Bretagne, ihre ganzen letzten hundert Kilometer fließt sie durch bretonische Lande.« Und was war mit den anderen neunhundertundzwölf Kilometern? Waren es nicht deutlich mehr Kilometer, die die Loire nicht durch die Bretagne floss? Dupin musste allerdings zugeben, dass er sich das mit den letzten hundert bretonischen Kilometern tatsächlich nie klargemacht hatte. Und so würde es wahrscheinlich den meisten Menschen gehen, auch Bretonen. Wobei man freilich erwähnen musste, dass das Département Loire-Atlantique im administrativen Sinne gar nicht mehr zur Bretagne gehörte, seit es ihr im Zuge einer Verwaltungsreform Mitte des 20. Jahrhunderts entrissen worden war. Und das, obwohl die Region doch seit Tausenden Jahren ein wesentlicher Teil der Bretagne gewesen war. Woran sich, so das Empfinden der meisten Einwohner, auch nach dem kaltherzigen Verwaltungsakt nichts geändert hatte. Selbstredend gehörten Nantes – einst stolze bretonische Hauptstadt – und seine Umgebung samt der Guérande und ihrer legendären Salzgärten unverändert zur Bretagne. In der Wahrnehmung der übrigen Welt sowieso. »Schon der Name Loire«, fuhr die Winzerin mit Begeisterung fort, »geht aufs Bretonische zurück: Liger, das bedeutet so viel wie ›königlicher Fluss‹. Heute ist die Loire einer der letzten großen naturbelassenen Flüsse Europas. Und an vierhundert der tausend Flusskilometer wird Wein angebaut. Auf über siebzigtausend Hektar, und zwar seit rund zweitausend Jahren, seit den Römern.« Sie musste kurz Luft holen. »Die ungemeine Vielfalt der Landschaften der Loire spiegelt sich in der Vielfalt der Weinsorten wider, denen allen etwas gemein ist: eine einzigartige Frische, Frucht und Eleganz. – Denken Sie an die Sancerre- oder Pouilly-Fumé-Weine vom Oberlauf des Flusses, die uns mit klassischen Sauvignon Blancs verwöhnen.« Dupin dachte gerne an klassische Sauvignon Blancs. »Oder an die Touraine-, Saumur- und Anjou-Weine der mittleren Loire. Hier brillieren die autochthonen Sorten Chenin Blanc und der rote Cabernet Franc – nicht bloß die romantischen Schlösser.« Auch an die Chenin Blancs und den roten Cabernet Franc dachte Dupin ausgesprochen gerne. Die Winzerin musterte die neun Teilnehmer der Weinverkostung in der Fontaine aux Bretons am südlichen Rand von Pornic, einschließlich Claire und Dupin. Seit drei Tagen waren Claire und der Kommissar verheiratet. Letzten Donnerstag war es geschehen, im Standesamt von Concarneau, wo sonst. Nach einem ausgelassenen Fest am Samstagabend im Amiral – wo sonst – waren sie gestern Nachmittag zu ihrer Hochzeitsreise aufgebrochen. Und, das war der Plan gewesen, genau rechtzeitig zum Abendessen angekommen. Sie hatten draußen auf der Terrasse gesessen, genauer: inmitten eines wilden, üppig sprießenden Kräutergartens, inmitten einer betörenden Mischung ätherischer Düfte von Salbei, Thymian, Rosmarin, Estragon, Minze und Majoran. Und überaus köstlich gespeist. Kreationen, in denen sich viele der Düfte wiederfanden. Gegen neun war die Sonne als spektakulär blutrotes Drama untergegangen, der Himmel hatte lange nachgeleuchtet. Ein perfekter Sommerabend hier an der Côte de Jade, der Jadeküste, im äußersten bretonischen Süden, ein laues Lüftchen wehte, noch über zwanzig Grad in der Nacht. Heute Morgen beim Aufwachen – vor nicht einmal einer Stunde, kurz nach elf – hatte es dagegen in Strömen geregnet, ein Wolkenbruch, der bis zu ihrem Abstieg in das Gewölbe immer stärker geworden war. Die Winzerin kam zur letzten Loire-Etappe: »In der Region um Nantes bis zur Mündung schließlich regiert die Rebsorte Melon de Bourgogne, die man auch unter dem Namen Muscadet kennt. Gut gekühlt ist der Wein ein herrlicher Begleiter zu Austern, überhaupt zu allen Meeresfrüchten. Selbst die berühmtesten Gourmets bestätigen das!« Dupin war überzeugt: Niemand käme auf die Idee zu widersprechen. Claire und er hatten die Traube erst gestern Abend eingehend genossen. Zuerst mit, dann ohne Meeresfrüchte. »Hier im Pays de Retz, der Region südlich der Loire-Mündung, gibt es jedoch noch viel mehr Weinschätze zu entdecken als den Muscadet – bei uns